ver.di antwortet Edelmann
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
hiermit möchten wir Bezug auf den Aushang der Geschäftsleitung der Edelmanngruppe vom März 2021 nehmen:
Anders als im Schreiben eures Arbeitgebers suggeriert wird, bezieht sich der Arbeitskampf der aktuellen Tarifrunde natürlich nicht nur auf Edelmann! ver.di hat weitere Betriebe zum Warnstreik aufgerufen, die lediglich zu anderen Zeitpunkten die Arbeit niederlegen.
Tarifverhandlungen und Streikrecht sind im Übrigen Grundrechte und im Grundgesetz in Art 9 Abs. 3 festgelegt. Mit unseren Streiks bewegen wir uns also ganz klar im Rahmen des Grundgesetzes. Die geäußerte Kritik steht Edelmann nicht gut zu Gesicht!
Die ver.di-Mitglieder und Beschäftigten in allen Edelmann-Standorten hatten 2020 eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie ihren Beitrag zur Zukunftssicherung leisten und ver.di damit beauftragt dazu einen Tarifvertrag auszuhandeln. Diese Verhandlungen wurden
einseitig durch die Geschäftsleitung abgebrochen! Ein ausgehandelter Tarifvertrag wurde nicht unterschrieben. Was die Edelmann-Geschäftsleitung von ausgehandelten Kompromissen mit der Gewerkschaft hält konnten wir also sehr deutlich erleben!
In diesem Zusammenhang ist es schon besonders dreist, eine nicht durchgeführte Kürzung von tariflichen Ansprüchen der Beschäftigten und einseitige Kurzarbeiterregelungen ohne die tariflich vereinbarte Beschäftigungssicherung als positiven Beitrag zur Zukunftssicherung
anzuführen! Edelmann ist tarifgebundenes Mitglied im Arbeitgeberverband. Und das ist auch gut so! Deswegen appellieren wir an die Geschäftsleitung von Edelmann Einfluss auf ihre Verhandlungskommission im HPV zu nehmen, um zu einem angemessenen und fairen Lohnabschluss zu kommen.
Warnstreik bei Edelmann
Augenwischerei der Arbeitgeber
Als „deutlich aufgestockt“, „fair“ und „richtiges Signal für die Arbeitnehmer“ bezeichnet der Hauptverband Papier und Kunststoffverarbeitung (HPV) sein Angebot. Wenn man aber genauer hinschaut, wird die Augenwischerei der Arbeitgeber deutlich! Es scheint so, als will der HPV die Corona-Pandemie ausnutzen um die Beschäftigten mit niedrigen Lohnerhöhungen abzuspeisen!
Der HPV machte für die Laufzeit vom 01.02.2021 bis 31.01.2023 folgendes Lohnangebot: Zum 01. Juli 2021 sollen die Löhne um 1,1 Prozent steigen. Das bedeutet fünf Monate ohne Lohnerhöhung. Hierfür müssen wieder 0,46 Prozent abgezogen werden.
Es bleiben also nur ganze 0,64 Prozent Lohnsteigerung übrig!
Zum 01. April 2022 bietet das HPV-Angebot eine Lohnerhöhung um 1,3 Prozent. Es soll also zwei weitere Monate ohne Lohnerhöhungen geben. Hierfür müssen von der angebotenen Steigerung 0,22 Prozent abgezogen werden.
Es bleibt nur noch eine Lohnsteigerung von 1,08 Prozent übrig!
Für die Laufzeit von 24 Monaten bietet der HPV also lediglich 1,72 Prozent an!
Die wirtschaftliche Entwicklung in der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (PPKV) ist deutlich besser als in vielen anderen Branchen. Dies muss sich auch in höheren Löhnen widerspiegeln. Das Angebot der Arbeitgeber ist viel zu niedrig und nicht verhandlungsfähig!
Der HPV will die Beschäftigten für dumm verkaufen! Sie wollen die Corona Pandemie ausnutzen um niedrige Lohnerhöhungen durchzusetzen!
In der vierten Verhandlungsrunde am 26. März 2021 erwarten wir mehr!
Gestern gab es den ersten Warn- und Solidaritätsstreik bei Sonoco an den Standorten Lübeck und Hockenheim. Weit über 200 Kolleginnen und Kollegen haben sich in Früh-, Spät- und Nachtschicht an dem zweistündigen Warnstreik beteiligt! Das ist ein klares Signal der Kolleginnen und Kollegen! Der Unmut über die Verweigerungshaltung der Arbeitgeberseite, nach einem Rekordumsatzjahr eine angemessene Tariferhöhung für die Beschäftigten zu vereinbaren, ist so groß, dass mit diesem Streik Unternehmensgeschichte geschrieben wurde. Nie zuvor war es bisher notwendig, diesen Schritt zu gehen.
Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben sind nicht bereit, bei einer hervorragenden wirtschaftlichen Situation bei Sonoco in Deutschland und der zunehmend wachsenden Inflationsrate, das aus Sicht des Arbeitgebers nicht mehr verhandelbare Angebot von 2,5 % zum 01.01.2021 bei 15 Monaten Laufzeit anzunehmen. Dieses Angebot liegt deutlich unter den Abschlüssen der letzten Jahre und wird den überragenden Leistungen in der Pandemie nicht gerecht. Der Unmut unter den Streikenden war dementsprechend groß.
Zur Erinnerung:Die ver.di Forderung von 5,5 % wurde durch die Arbeitgeber vom Tisch gewischt. Ver.di war danach deutlich auf die Geschäftsleitung zugegangen. Die Kolleginnen und Kollegen haben in der Mehrheit beschlossen, die aktuelle Unbeweglichkeit des Arbeitsgebers nicht mitzutragen und ein Zeichen zu setzen. So kam es zum ersten Warnstreik in der Firmengeschichte.