Kurz vor Ende der ersten Verhandlung für die Beschäftigten in der Papier, Pappe und Kunst-stoffe verarbeitenden Industrie (PPKV), legte der Hauptverband Papier- und Kunststoffverar-beitung (HPV) ein völlig unzureichendes Angebot vor:
• Spätestens zum 30. Juni 2023 sollen die Beschäftigten 2.000 EUR in Form einer Inflationsausgleichsprämie (steuer- und sozialabgabenfrei) erhalten. Für Härtefälle sollen Abweichungen ver-einbart werden.
• Im Kalenderjahr 2024 sollen weitere 1.000 EUR als Inflationsausgleichsprämie gezahlt werden. Zum konkreten Zeitpunkt der Auszahlung machte die Arbeitgeberseite keine Angabe.
• Für Teilzeitbeschäftigte und Auszubildende soll die Zahlung anteilig erfolgen. Genauere Details sollen später vereinbart werden. • Zum 1. Oktober 2023 sollen die Entgelte um 4,1 Prozent angehoben werden.
• Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 27 Monate bis zum 30. April 2025 betragen.
Aus Sicht der Tarifkommission ist dies ein völlig unzureichendes Angebot! Warum ist das so?
1. Die ver.di-Tarifkommission hat bewusst eine dauerhafte tabellenwirksame Einkommenssteige-rung gefordert, um den langfristigen Kostenwirkungen der Inflation begegnen zu können. Eine Einkommenssteigerung, die erst im letzten Quartal 2023 gezahlt werden soll und weit hinter den Preissteigerungen zurückbleibt, die derzeit prognostiziert werden, heißt am Ende des Tages nichts anderes als weniger Geld im Portemonnaie der Kolleginnen und Kollegen.
2. Für 2024 und den Rest der Laufzeit soll es nach Vorstellungen der Arbeitgeberseite keine dauer-haft tabellenwirksamen Lohnsteigerungen geben.
3. Das Instrument der Inflationsausgleichsprämie wurde vom Gesetzgeber geschaffen, um die be-sonderen Belastungen durch Preissteigerungen kurzfristig abzumildern. Wenn diese Inflations-ausgleichsprämie aber erst zum 30. Juni 2023 gezahlt wird, kann von kurzfristig keine Rede mehr sein. Zudem bleiben die Arbeitgeber mit Blick auf den Auszahlungszeitpunkt für 2024 vage und wollen Abweichungen für Härtefälle ermöglichen.
4. Eine Tabellenerhöhung zum 01. Oktober 2023 bedeutet acht Nullmonate und damit wieder einen Verlust für die Beschäftigten in der Papierverarbeitung.
„Bei Lichte betrachtet, ist das Angebot des HPV ein billiger Versuch, die Beschäftigten in der Papierver-arbeitung mit ihrer Not zu kaufen. Sowohl in Höhe, als auch in der Laufzeit bleibt es deutlich hinter dem zurück, was die Kolleginnen und Kollegen jetzt dringend brauchen: eine spürbare und dauerhaft wirksame Erhöhung der Löhne und Gehälter. Nicht zuletzt, bleibt die Arbeitgeberseite in wesentlichen Punkten des Angebots unkonkret.“, so die Bewertung des Angebotes durch den ver.di-Verhandlungs-führer Frank Schreckenberg.
Die ver.di-Verhandlungskommission erwartet für die zweite Verhandlungsrunde ein deutlich verbesser-tes Angebot des HPV.
Dazu ist es nötig, dass sich Jede und Jeder organisiert und für deutliche und langfristig wirkende Entgel-terhöhungen einsetzt.
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Die zweite Verhandlungsrunde findet am 16. Februar 2023 in Berlin statt.