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Angebot völlig unzureichend

Erste Verhandlungsrunde Ergebnislos beendet

Am 27. Januar 2021 fand die erste Tarifverhandlung für die rund 100.000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (PPKV) zwischen dem Hauptverband Papier und Kunststoffverarbeitung (HPV) und ver.di statt.

Nachdem die Forderung einer Lohnerhöhung von 4,8% von ver.di begründet wurde, teilten die Vertreter des HPV ihre Sichtweise der Dinge mit: Zwar sei die PPKV bisher besser als andere Branchen durch die Pandemie gekommen. Dennoch gäbe es keinen Spielraum für Entgeltsteigerungen in dieser Höhe. Die wirtschaftliche Entwicklung sei unsicher, das Konsumverhalten nicht vorhersehbar und der Papierpreis steige wieder – insgesamt sei das Jahr 2021 aus Unternehmenssicht kaum planbar. Unser Vorschlag gerade deshalb eine kurze Laufzeit des Tarifvertrages anzustreben, wiesen die Verbandsvertreter allerdings zurück.
Die Arbeitgebervertreter lobten mehrfach den guten Einsatz der Beschäftigten, die einen großen Teil dazu beigetragen hätten die Unternehmen bisher gut durch die Krise zu manövrieren. Als ausdrückliches Dankeschön hierfür machte der HPV folgendes Angebot:


Die Löhne sollen zum 01. Oktober 2021 um 1,1%
und zum 1. Februar 2022 um weitere 1,0% erhöht werden.
Das Lohnabkommen soll eine Laufzeit von 24 Monaten haben.

„Dieses Angebot ist weder ein Dankeschön, noch drückt es Wertschätzung für die Beschäftigten aus!“, so ver.di-Verhandlungsführer Andreas Fröhlich. „Die Laufzeit ist zu lang, die Erhöhungen sind viel zu gering und die acht Nullmonate sind nicht akzeptabel. Der HPV muss sein Angebot deutlich nachbessern!“, so Fröhlich weiter.
Die zweite Verhandlungsrunde findet am 10. Februar 2021 statt.

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Eine Antwort auf „Angebot völlig unzureichend“

Die Arbeitgeber provozieren!

Der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (hpv) legte ganz im Sinne einer raschen Tarifeinigung ein erstes und aus ihrer Sicht „abschlussnahes“ Lohn- und Gehaltsangebot vor: um 2,1 Prozent (in zwei Stufen) sollen die Löhne und Gehälter steigen, was als „Anerkennung und Wertschätzung der Mitarbeiter*innen“ verstanden werden soll.

Grund genug also, sich das „abschlussnahe Angebot“ genauer anzusehen: Vom 1. Februar 2021 bis zum 31. Januar 2023 soll der Tarifvertrag gelten. Vom 01. 02. 2021 bis zum 30. 09. 2021 gibt es erstmal nix (8 Leermonate)! Vom 01. 10. 2021 bis zum 31. 01. 2022 gibt es dann 1,1 Prozent. Wenn man die Tariferhöhung von 1,1 % auf die ganzen 12 Monate (inkl. der Leermonate) umrechnet, bedeutet dies eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 0,4 Prozent. Von Anerkennung und Wertschätzung der Beschäftigten also keine Spur. Vom 01. 02. 2022 bis zum 31. 01. 2023 sollen die Löhne und Gehälter um weitere 1,0 Prozent erhöht werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet in 2021 mit einer Teuerungsrate von 0,8 Prozent und in 2022 von 1,3 Prozent. Die Arbeitgeber wollen den Beschäftigten der PPKV also 2 Jahre Reallohnverluste zumuten!

Anerkennung und Wertschätzung verstehen wir anders. Reallohnverluste sind kein Dankeschön für die Produktion unter widrigen Umständen. Verordnete Reallohnverluste sind eher einer Provokation. Fair und moderat sind aus unserer Sicht 4,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt!

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